Verwirrend klare Regeln

Manche Verkehrsregeln verursachen Kopfzerbrechen und Dispute gleichermaßen. Die abknickende Vorfahrt ist ein Paradebeispiel für Streitpunkte und verwirrende Verhaltensweisen der Verkehrsteilnehmer. Dabei sind die Regeln eindeutig und gar nicht mal schwierig.

Symbolische Ergänzung für die abknickende Vorfahrt

In den meisten Fällen verlaufen Vorfahrtstraßen recht geradlinig. Auch jede Regel kennt Ausnahmen, die unter anderem von der gegebenen Landschaft oder dem historisch gewachsenen Straßennetz verursacht sein kann. Damit die eher unübliche Rangfolge nicht übersehen wird, sorgt die Straßenverkehrsordnung (StVO) für symbolische Eindeutigkeit: Das gelb-weiße Vorfahrtsschild wird um ein Piktogramm ergänzt. Dieses zeigt den weiteren Verlauf des Geschehens an. Logischerweise kann sich die abknickende Vorfahrt nach rechts oder links fortsetzen. Dies wird durch eine breite Linie gekennzeichnet. Die schmalen Linien symbolisieren die Straßen im Kreuzungsbereich, für die kein Vorfahrtrecht besteht.

Vorfahrt bleibt trotz Richtungswechsel

Was bedeutet dies in der Fahrpraxis? Wenn Sie die abknickende Vorfahrt weiterverfolgen, müssen die Verkehrsteilnehmer, die sich auf den untergeordneten Straßen befinden, Ihnen den Vorrang gewähren. Knickt Ihre Vorfahrtstraße zum Beispiel nach links ab, können Sie die Fahrt beruhigt fortsetzen. Dem gegenüberliegenden Verkehr, der quasi geradeaus unterwegs ist, müssen Sie keine große Beachtung schenken. Diese Autofahrer müssen Ihre Vorbeifahrt abwarten, bevor es geradewegs weitergehen kann.

Das richtige Zeichen setzen!

Damit dies reibungslos verläuft, kommt es jedoch auf das korrekte Verhalten aller Teilnehmer an. Und genau hier hakt es, weil es Verwirrungen beim Betätigen des Blinkers gibt. Einige Autofahrer sind der Meinung, sie müssten nicht blinken, wenn sie der nach links oder rechts abknickenden Vorfahrtstraße folgen. Andere glauben, sie müssen das Verlassen der vorrangigen Straße mit gelben Lichtzeichen anzeigen, obwohl sie geradeaus weiterfahren. Der Ursprung des verbreitenden Irrglaubens rund ums Blinken liegt in einer längst überholten Regel auf deutschen Straßen. Tatsächlich musste einst die Absicht angezeigt werden, wenn die Vorfahrtstraße in Richtung einer untergeordneten Straße verlassen wurde. Allerdings ist diese Regelung nicht mehr relevant.

Rechts bleibt rechts, links bleibt links!

Sie blinken also korrekterweise genau so, wie es an jeder Kreuzung üblich ist: Fahren Sie nach rechts, zeigen Sie diesen Fahrtverlauf mit dem rechten Blinker an. Steuern Sie nach links, betätigen Sie das linke Blinklicht. Geht es geradeaus weiter, kommt kein Blinker zum Einsatz. Für die Lichtzeichen ist also völlig unerheblich, ob Sie der Vorfahrtstraße folgen oder diese verlassen möchten.

Bedachte Fahrt geradeaus!

Dem hingegen ist für den nachfolgenden und umliegenden Verkehr wichtig, dass Sie sich umsichtig in die geradeaus verlaufende Strecke eingliedern, für die nach der Kreuzung keine Vorfahrt mehr besteht. Schließlich gilt für die rechts abknickende Vorfahrt zugleich, dass die von rechts kommenden Autos die Fahrt nach links ungehindert fortsetzen dürfen. Entsprechend müssen Sie mit der Weiterfahrt nach vorne warten, bis keine Fahrzeuge mehr von rechts kommen. Damit die Fahrer hinter Ihnen bemerken, dass Sie vorsichtig den Weg geradeaus weiterverfolgen möchten, sind zwei Dinge wichtig: Zum einen verringern Sie allmählich und deutlich zugleich Ihr Tempo. Zum anderen blinken Sie eben nicht, damit die Fahrtrichtung unmissverständlich klar ist und damit auch Ihr Verhalten.

Recht nicht erzwingen!

Trotz der Eindeutigkeit ist an Kreuzungen dieser Art besondere Obacht geboten. Insbesondere ältere Verkehrsteilnehmer sind sich der aktuellen Regeln nicht bewusst. Deshalb kann es häufig vorkommen, dass missverständliche Blinkzeichen gesetzt oder falsche Verhaltensweisen an den Tag gelegt werden. Selbst wenn Sie theoretisch im Recht sind, sollten Sie dies nicht erzwingen. Fahren Sie selbstbewusst nach den bestehenden Regeln weiter, behalten jedoch das Verhalten der anderen Fahrer genau im Auge.