Biosprit – ein weites Feld

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BiospritLassen Sie am Stammtisch der Dorfkneipe einmal das Wort „Biosprit“ fallen und gehen in Deckung. Mehr Zündstoff für Diskussion können Sie auf einen Schlag nicht in die Runde werfen. Das Thema schlägt stets ein wie eine Bombe, denn an der Effizienz und der Ethik scheiden sich die Geister. Das liegt nicht nur an kontroversen Perspektiven und Argumenten. Mitunter ist die Ursache ganz banal: Die Diskussionsteilnehmer streiten sich scheinbar über eine Sache, reden aber über völlig unterschiedliche Kraftstoffe und demnach aneinander vorbei. Wenn Sie sich ein objektives Bild zu den Alternativen für fossile Brennstoffe machen möchten, hilft ohnehin nur intensives Studieren, Vergleichen der Forschungsergebnisse und das Herausarbeiten einer persönlichen Meinung.

Ressourcen, Umwelt, Portemonnaie

Soweit möchten Sie an dieser Stelle vielleicht nicht gehen. Das Interesse dreht sich zunächst um ganz grundsätzliche Fragen zum Biosprit. Dabei steht die Umwelt nicht immer an erster Stelle. Auch der finanzielle Aspekt ist für Sie als Verbraucher relevant. Fossile Brennstoffe werden rar und teuer. Da kommen effiziente und günstige Varianten gelegen. Gewiss drehen sich auch die Gedanken großer Fast-Food-Ketten nicht nur um den Punkt der ökologischen Nachhaltigkeit, wenn das ausgediente Frittenfett in den Tank der Firmenfahrzeuge wandert.

Viele Varianten pflanzlicher Art

Ist von Biosprit die Rede, geht es dabei selbstverständlich nicht um Benzin aus ökologischem Anbau. Es geht um die Gewinnung aus pflanzlichen Ressourcen in Hinblick auf die Endlichkeit der fossilen Energieträger. Entsprechend werden unter dem Begriff eine ganze Reihe von Varianten zusammengefasst, die nicht zwingend vergleichbar oder gegenseitig austauschbar sind. Das Biodiesel für bestimmte Motortypen geeignet ist, erklärt schon die Bezeichnung selbst. Bio-Ethanol eignet sich als Alternative für Benzin. Dass Bio-Methan für Erdgas-Fahrzeuge interessant ist, lässt sich ebenso leicht nachvollziehen. Neben diesen drei Vertretern gibt es zahlreiche neue Ansätze für Biokraftstoffe, die sich zum Großteil noch in der Erprobung befinden und auf dem breiten Markt nicht erhältlich sind. Teils geht es um die Weiterverwendung organischer Reststoffe, beispielsweise die Gewinnung von Hefe-Biokraftstoff aus Käserückständen. Das Ziel ist gewiss nicht, dass Ihre Tankstelle eines Tages einer Cocktail-Bar mit 120 Zapfsäulen gleicht. Viel eher geht es um die Verwertung verschiedenster Stoffe mit organischem Ursprung, die letztlich im identischen Tank münden können. Zudem werden sich die pflanzlichen Grundlagen regional deutlich unterscheiden. Schon heute zeichnet sich dies ab: Hierzulande landet Raps im Dieseltank, während Südamerika dank der Kraft des Zuckerrohrs über die Straßen düst.

Nahrung im Tank – Kritik bleibt nicht aus!

Unterschieden werden biologische Sprit-Sorten der ersten und zweiten Generation. Dabei geht es einerseits um das Herstellungsverfahren, andererseits um die benötigte Biomasse für die Herstellung. Sehr vereinfacht betrachtet, kommen bei den Methoden der ersten Generation meist die Früchte des Anbaus zum Einsatz. Dies wird von Ethikern sehr kritisch gesehen. Bei der zweiten Generation wird versucht, aus dem pflanzlichen Ausgangsmaterial mehr Energie zu gewinnen und zudem Pflanzenreste zu nutzen, die für die Nahrungskette eine untergeordnete Rolle spielen. Inwieweit all dies stimmt, wirft viele Fragen und Kontroversen auf. Letztlich handelt es sich um äußerst komplexe Rechenexempel, wenn beispielsweise die Ackerflächennutzung, der Energieaufwand für die Herstellung oder Kohlendioxid-Ausstoß verglichen wird. Übrigens geht es hierbei um spannende Studien und Debatten, die Sie auf vielen Internet-Portalen verfolgen können. Mit Blick auf die Zukunft und das Verständnis gegenwärtiger Probleme sowie deren Lösungsansätze lohnt sich die Auseinandersetzung mit den Themen auf jeden Fall. Bevor Sie sich dem oberflächlichen Stammtisch-Geplänkel anschließen, wagen Sie doch an einem Regentag einen tieferen Einblick in die Materie der alternativen Treibstoffe.

Das passende Gefährt für die Bio-Kraft

Es reicht natürlich auch nicht aus, dass Sie sich von dem Sinn und den Preisen für Biosprit überzeugen lassen. Sie benötigen auch das passende Auto dazu. Hierbei haben momentan Diesel-Fahrzeuge die Nase vorn und verbuchen den größten Anteil bei der Biosprit-Nutzung. Der Grund dafür ist banal: Viele mit Dieselmotor kommen mit dem Biodiesel ohne weitere Umrüstung zurecht. Ähnliches gilt für die meisten Erdgas-Autos, die auch mit Biomethan betankt werden dürfen. Anders sieht dies bei den Benzinern aus. Wenn Sie Bio-Ethanol tanken möchten, muss zunächst der Motor angepasst oder sogar ausgetauscht werden. Selbst unter den Neuwagen finden Sie in Deutschland bisher nur einzelne Modelle, die ab Werk für Bioethanol gerüstet sind. Dies verwundert schon, da die identischen Hersteller auf anderen Kontinenten bereits ein breit gefächertes Sortiment an Modellen vermarkten. Bevor Sie auf gut Glück Ihren Diesel oder Gastank mit Bio-Material füttern, vergewissern Sie sich beim Hersteller oder in den Fahrzeugpapieren. Ausnahmen bestätigen stets die Regel. Falsches Betanken kann richtig teuer werden. Im günstigsten Fall reicht das Auspumpen des Tanks, im schlimmsten Fall verabschiedet sich der Motor.

E10 – neues Gemisch mit Vorsicht genießen!

Viel Diskussionsstoff gab es um die Einführung von E10 an den Tankstellen. Der Preisvorteil ist aufgrund des Supports der Politik enorm gegenüber dem herkömmlichen Normalbenzin und Super. Allerdings stellte sich schnell heraus, das weit mehr Autos negativ auf das Gemisch reagieren als zunächst gedacht. Die Bauteile mancher Fahrzeug, zum Beispiel Dichtungen oder Metallteile des Motors, werden von dem Ethanol angegriffen. Da dies nicht nur vom Hersteller oder Alter des Autos, sondern der konkreten Modellreihe abhängt, müssen Sie sich vor dem Tanken genau informieren. Hierfür eignen sich praktische Listen der Autoindustrie im Internet. Übrigens sind diese Angaben der Autoindustrie inzwischen verbindlich. Anfänglich wurde die Verantwortung für eventuelle Schäden am Fahrzeug alleine dem Halter zugeschoben. Um Biosprit im engeren Sinne handelt es sich bei der neuen Alternative an der Zapfsäule noch nicht. Lediglich zehn Prozent des Cocktails sind pflanzlicher Herkunft.
Aufgrund der Verknappung fossiler Ressourcen ist eine derartige Zusammensetzung in vielen Ländern schon lange der Standard. Dass dabei wenige Gedanken an die Umwelt verschwendet werden, spiegelt sich in der Rodung von Regenwäldern für die Treibstoffproduktion wider. Selbstverständlich treffen derartige Widersprüche nicht auf alle Biokraftstoffe zu. Viele pfiffige und nachhaltige Methoden stehen hoch im Kurs. Es zeigt sich jedoch, dass beim Biosprit sinnlos und sinnentleert sehr nahe beieinander liegen können.
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